Atlantikrücküberquerung (Barbuda zu den Azoren) : Mai 2003

Sehr bald stellt sich eine angenehme, tägliche Bordroutine ein und wir genießen die Abgeschiedenheit und Weite des Ozeans, erfassen ein bisschen seine gewaltige Ausdehnung und kommen uns winzig vor.

Besonders während der Wachen, die jetzt jeder von uns zweimal 3 Stunden pro Nacht gehen muss, sind wir mit unseren Gedanken alleine.

Über Kurzwelle sind wir bei „South Bound 2“ eingecheckt, bei dem in Seglerkreisen bestens bekannten Herb Hilgenberg, der von Kanada aus seine Funkstation betreibt. Seine Wetterprognosen treffen meist mit erstaunlicher Präzision zu und wir fühlen uns als Unerfahrene auf dieser Route von Herb gut „begleitet.“

Darüber hinaus stehen wir mit drei norwegischen Yachten zweimal täglich in Funkkontakt, deren jeweilige Positionen genauso wie die eigene, beim Plotten (zeichnerische Darstellung der Position und des Kurses auf einer Leerkarte) eingetragen werden.

Die Positionsbestimmung durch Astronavigation erreicht durch tägliches Praktizieren langsam brauchbare Genauigkeit, das GPS gibt uns trotzdem die entscheidende Sicherheit. Wir haben großen Respekt vor jenen Seglern, die vor der Zeit der Satellitennavigation weite Fahrten unternommen haben.

Im letzten Abschnitt der Überfahrt verlassen wir allmählich die Rossbreiten. Der Wind bläst hauptsächlich aus dem dritten Quadranten (Südwest) und gewinnt an Stärke. Dazu kommen Regen und deutlich tiefere Temperaturen, wodurch wir ein wenig ungeduldig werden und unseren Landfall immer mehr herbeisehnen.

Azoren bis Gibraltar : Mai – Juni 2003

Für die Textilien der maritimen Modelinie des allseits bekannten „Café Sport“ scheint jede noch so strapazierte Bordkassa noch Reserven zu besitzen. Auch unsere.

Dem Brauchtum der Segler folgend verewigen auch wir uns mit einem Bild an der berühmten Hafenmauer. Als Kunstwerk ist es auch bei größter Toleranz nicht zu bewerten, dafür ist es in kräftigem Rot – Weiß – Rot gehalten.

Anfang Juni trennen wir uns von lieb gewonnenen Freunden und brechen Richtung Festland Europa auf. Auf dieser 9-tägigen Fahrt kommen wir nur schwer in den Rhythmus des Bordalltages und ein Sturm, dem wir nicht ausweichen können, zehrt schnell an unseren Kräften. Die Übermüdung beeinträchtigt die Sicherheit an Bord, und Evi entscheidet Lagos anzulaufen und nicht – wie geplant – nach Gibraltar durchzusegeln.

Unvergessen bleibt der Geruch von Nadelholzwäldern bei der Anfahrt zum Capo de Sao Vicente.

In der modernen Marina von Lagos wird „Sleipnir2“ gründlich gelüftet und zwei Tage später laufen wir mit angekündigten 15 – 20 Knoten Westwind wieder aus. Ein Segeltörn wie aus dem Bilderbuch bringt uns schnell nach Gibraltar, wobei wir diesmal – eher zufällig – die Strömung sehr günstig erwischen.

Gibraltar bis Catania : Juni – Juli 2003

Außerdem machen wir Bekanntschaft mit der Crew des Alukats „Vite  Vite“. Eigentlich haben wir schon seit vielen Wochen in diversen Funkrunden miteinander geplaudert. Immer wieder trifft man bei der Ankunft an einem neuen Ort vertraute Menschen, die man durch Funkkontakte bereits mehr oder weniger kennen gelernt hat und durch die man auch schnell in die diversen örtlichen Gegebenheiten eingewiesen wird.

Gemeinsam treten wir eine ruhige Fahrt nach Ibiza an. Pilotwale begleiten eine Zeit lang unser Schiff, am Capo Gata bedeckt Südwind unseren Kat mit rotem Saharasand. Am Ankerplatz von Talamanca                im Süden Ibizas schließen wir Freundschaft mit den österreichischen Weltumseglern Susi und Georg Haselböck. Unser Zeitplan lässt einen längeren Aufenthalt leider nicht zu.

Bei ausgesprochen günstigen Windverhältnissen segeln wir in einem Schlag zur Nordwestküste Siziliens. Entlang der Küste schläft der Wind leider ein und der Einsatz der Motoren verläuft wieder einmal nicht ohne Probleme.

Catania bis Punat : Juli – August 2003

Unsere Abfahrt verzögert sich noch durch Lieferprobleme wichtiger Ersatzteile für die Hondamotoren. Unser nächstes Ziel ist Roccella di Ionica, wo wir Evis Arbeitskollegen Martin treffen, der mit seiner „Anima“ – einer Gaffel getakelten Ketch – durch das Mittelmeer mit Fernziel Karibik unterwegs ist. Nachdem einige Hafenführer und Seekarten das Schiff wechseln, setzen beide Boote mit gegensätzlichen Kursen ihre Fahrt fort.

Mit den Windbedingungen, die bis jetzt im Mittelmeer vorherrschten, können wir sehr zufrieden sein.

Ab der Strasse von Otranto und in der Adria sind wir leider durch die allgemeine schwache Druckverteilung mit ausgedehnten Flauten konfrontiert.

In Rogoznica ist der Steuerbordmotor, wegen außerordentlich langer Wartezeit auf einen Ersatzteil, nicht mehr reparabel. Dafür zeichnet sich der Backbordmotor durch eine bis dahin nicht erlebte Verlässlichkeit aus und schiebt uns über spiegelglattes Wasser in unseren neuen Heimathafen Punat auf Krk, wo wir am 22.August nach fast 14 Monaten und ca.12.200 gesegelten Meilen ankommen.

Bereits am Nachmittag des Ankunftstages wird „Sleipnir2“ mit dem Travellift aus dem Wasser gekrant und bekommt einen Landliegeplatz mitten im Werftgelände. Zu diesem Zeitpunkt steht für die Crew der „Sleipnir2“ bereits fest, dass wir wieder zu einer Segelreise aufbrechen werden. Wir sind uns bald einig, dass vier Jahre ein realistischer Zeitraum für die Vorbereitung einer neuen Fahrt sind.

Die Seenomaden Doris und Wolf besuchen uns während der  Einwinterungsarbeiten unseres Kats. Sie sind auf Heimaturlaub in Österreich, um ihre Multivisionsshow vorzubereiten, die ab November 2005 gezeigt wird. Evi fährt mit Doris und Wolf nach Wien, Wolfgang schließt die Arbeiten am Schiff ab und wird 3 Tage vor Beginn des neuen Schuljahres von Harti abgeholt.

Kleine „Sleipnir2“-Statistik:

12180 Seemeilen
160 Längengrade
90 Nachtfahrten
14 bereiste Länder
persönlicher Spinnaker-Rekord : 106 Stunden nonstop
12 Gäste aus der Heimat an Bord
41 gefangene Fische (fliegende Fische wurden nicht berücksichtigt)
unzählige abgebissene Köder
14 Mechaniker an Bord (Laien wurden nicht gezählt)