Espalmador bis Almerimar

Hier entsteht eine neue, mondäne Marina. Dass die Serviceeinrichtungen noch nicht in Betrieb sind, drückt den Preis auf angenehme Weise, und es gibt jede Menge Platz.

Wir treffen den Dänen Jens, einen Segelphilosophen („Wir werden nicht die Dinge bereuen,die wir getan haben, sondern jene, die wir unterlassen haben.“), der hier seit Wochen auf eine neue Crew wartet. Er plant um Südafrika nach Mauritius zu segeln. Jens ist wahrscheinlich einer jener Einzelgänger, die sehr hart zu sich sein können – bei Evis Sangria wird auch er „gesprächig“.

Die Windprognosen lassen uns hadern und die Weiterfahrt verschieben. Zwischendurch arbeiten wir fleißig an der Aktualisierung unserer Homepage. Einige Tage später erfahren wir, dass unsere Entscheidung richtig war – ein Boot wurde als vermisst gemeldet, andere hatten entsprechende Probleme mit der rauen See.

Am 15. September kommen wir endlich in Almerimar an, eine der besten Marinas des Mittelmeers um ein Schiff servicen und reparieren zu lassen. Auf „Sleipnir2“ haben sich auf dem Weg durchs Mittelmeer einige Defekte angesammelt. Hier sollen sie behoben werden, um so mehr als von Gibraltar Gerüchte kursieren, dass sich dort die Liegeplatzsituation und die Versorgungsmöglichkeiten sehr zum Schlechteren verändert haben sollen.

Sechs verschiedene Leute werden während der nächsten Woche auf unserem Schiff arbeiten – bis zu drei gleichzeitig.

Da ist Mario, Brasilianer, in England studiert, seit Jahren in Spanien lebend, der sich des Radars und der Kurzwellenanlage annimmt.

Die Franzosen Alain und Stéphane werken täglich an Bord. Alain hat so ziemlich auf allen Kontinenten Entsalzungsanlagen installiert, lebt jetzt hier mit Freundin auf seiner 20 – Meter Yacht und übernimmt diverse Jobs für durchreisende Boote. Sein Arbeitstil: Zigarette im Mundwinkel, eine Melodie pfeifend, stets gut gelaunt.

Stéphane lebt mit seiner Freundin Muriel auf einer 15 – Meter gaffelgetakelten Ketsch aus Holz mit entsprechender Historie. Das Schiff gehörte einst dem Gründer der Route du Rhum! Ihre Pläne sollen sie um Kap Hoorn in die Südsee führen – aber erzwingen werden sie nichts…

Evi streicht in dieser Zeit die Holzleisten. Ihr Hauptjob besteht allerdings im Dolmetschen. Den ganzen Tag übersetzt sie, weil Wolfgang mindestens eine Hand und ein Fuß zur Kommunikation fehlt.

Mitte der Woche zieht ein Gewitter mit Hagel und Sturm über die Küste. Auch Dauerlieger mit entsprechendem local knowledge können sich an ein Wetter dieser Art nicht erinnern.

Evi nützt die Wetterlage für ein Risotto à la Hans – Name ist Insidern wohlbekannt – das Risotto hat vom Aufgießen ordentlich „Gehalt“, eine weitere Flasche Vino Tinto bringt uns gut durch die Störungsfront…

Die Abende verbringen wir größtenteils bei unseren französischen Freunden. Evi ist durch permanentes Simultanübersetzen gefordert, ihr Französisch ist für Wolfgang beeindruckend. Er selbst beteiligt sich – gezwungenermaßen – wenig an der offensichtlich sehr amüsanten Unterhaltung. Dem Niveau der Unterhaltung schadet dies sicher nicht.

Montag nehmen wir Urlaub vom Boot und besuchen die eindrucksvolle Alhambra in Granada. Die Palast- und Festungsanlage fasziniert uns außerordentlich, einzig der Busfahrer, der früher offensichtlich Kinderanimateur gewesen sein muss, strapaziert selbst Evis Toleranz aufs Äußerste – Wolfgangs Kommentar fällt der Zensur zum Opfer.

Nachdem das korrodierte Radar instand gesetzt wurde, die Amateurfunkanlage einen zusätzlichen Schalter bekommen hat, ein neuer elektrischer Warmwasserboiler installiert und der Inverter verlegt wurde, alle Winschen gereinigt und gefettet wurden, Sicherheitsleinen für die Fallen bzw. Dirk eingeschoren und alle Leisten neu gestrichen wurden, der Beibootmotor abgedichtet wurde, die Yamaha-Motoren ebenso wie die Windfahne geserviced wurden, das Sonnensegel gewaschen und neu imprägniert wurde und schließlich noch ein Generator angeschafft wurde, bekommen wir am folgenden Tag noch eine Spezialanfertigung für die Windfahnensteuerung.

Ein planmäßiges Ablegen wird durch Westwinde verzögert. Aber wir liegen in einer guten Marina mit netten Leuten und eigentlich haben wir Zeit…