Mahón bis Espalmador

Spät abends laufen wir in die zweite Marina unserer Reise in Porto Cristo ein. Es ist angenehm das komfortable Marinaleben zu genießen, richtig bezahlt machen sich die €99 (!) pro Nacht aber erst, als sich das angekündigte Wetter einstellt. Obwohl der Hafen außerordentlich geschützt scheint, entsteht durch die Felswände der schmalen Einfahrt ein sagenhafter Schwell. Wir kramen die Festmacher mit Ruckdämpfung hervor, werden aber trotzdem am Schwimmsteg fast seekrank.

Von hier aus wollen wir in kleinen Etappen die Küste Mallorcas entlang segeln. Der Ankerplatz von Porto Colom gefällt uns sehr gut Hier treffen wir Günther, einen Kärntner, der  seit einem halben Jahr an seinem äußerst geräumigen Kat werkt, um ihn dann in die Nordadria zu überstellen. Durch Günther sind wir bereits am ersten Abend mit allen Storys und Gegebenheiten Coloms vertraut.

Am Montag kommt Besuch aus Österreich. Mit  Evis Freundinnen Imi und Ulli verbringen wir einen sehr entspannten Tag am Schiff, und die Bordküche zeigt sich von ihrer besten Seite – hoffentlich. Imi erklärt uns die ‚Shuffle songs’ – Funktion am I–Pod, und wenig später wird ihr Klogang mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ untermalt…

Tags darauf geht Wolfgang daran, den von Imi mitgebrachten neuen Solarregler anzuschließen. Abgesehen von der obligaten kleinen Verletzung gelingt das Unterfangen – überraschenderweise –, und wir laden endlich wieder über Sonnenenergie unsere Batterien auf.

Es folgt ein zweitägiger Stopp in Porto Petro. In der Bucht gilt seit dieser Saison Ankerverbot, aber die Bojen sind für zwei Tage gratis und nebenbei in ausgezeichnetem Zustand. Ein Landausflug mit einem Bimmelzug in die nahe gelegene Cala d’Or konfrontiert uns erstmals mit jener Art von Tourismus, für den Mallorca – teilweise ungerechtfertigt – berühmt ist.

Wir runden die Südspitze Mallorcas nach Colonia de Sant Jordi und nehmen am nächsten Tag Kurs Ibiza. Am Vormittag fällt beim Bergen des Spinnakers die UKW–Antenne vom Mast?!

Durch kräftige Unterstützung der Motoren erreichen wir knapp vor Dämmerung die Bucht von Santa Eulalia del Rio.

Nur 6 sm weiter liegt die Bucht Talamanca in unmittelbarer Nähe von Ibiza-Stadt. Beim Landgang lernen wir die unterschiedlichen Gesichter dieses Ortes kennen.

Unser Beiboot lassen wir am ruhigen, weitläufigen Strand, der von Kneipen und Bars gesäumt ist, die zum Tapas essen einladen.

Nach einem zehn-minütigen Fußmarsch über die Landenge kommt man zu den Edel-Marinas. So aufdringlich wie nur irgendwie möglich wird hier Reichtum zur Schau gestellt. Wir werden mit den eigenwilligsten Mutationen von Booten in den grellsten Farben, mit Schlauchbooten mit 1100PS starken Motoren und Yachten mit Satellitenantennen, die größer als ein 4–Mann Zelt sind, konfrontiert. Neid kommt nicht auf, wir sind auf der Suche nach einer neuen UKW– Antenne…

Eine halbe Stunde später gehen wir durch die engen Gassen der malerischen Altstadt hinauf zum Kastell, von wo man einen herrlichen Ausblick auf die nächsten anzusteuernden Ziele – Formentera und Espalmador – hat.

Bei der Inspektion der Antenne am Masttop unterschätzt Wolfgang den Schwell, der in die Bucht steht Die Pendelbewegungen veranlassen zu einem innigen Herzen des Mastes, begleitet von nicht näher definierbaren Urlauten. Trotz Vertrauens in die unten sichernde Evi, wird die Arbeit vorerst einmal verschoben…

Zwei Tage später sind wir – endlich – in der Bucht von Espalmador, der Treffpunkt der Langstreckensegler auf ihrem Weg nach Gibraltar. Hier haben wir vor 5 Jahren die Seenomaden Doris und Wolf kennen gelernt.

Auch an diesem Platz liegt man mittlerweile an der Boje – ankern ist nicht mehr erlaubt – ein Sakrileg!

Wir genießen den herrlichen Strand, kristallklares Wasser und natürlich den, in der Mitte der Inseln liegenden, Moorteich. Besonders Wolfgang lässt sich vom penetranten Schlammgeruch nicht abhalten und genießt die Suhle so sehr, dass er sich an den Salzkristallen seinen Allerwertesten aufschneidet.

An diesem wunderschönen Ort verstärkt sich Evis Leidenschaft für die Fotografie. Auf diesem Gebiet scheint man noch einiges von ihr erwarten zu können (siehe auch Fotogalerie – >Espalmador).