Gibraltar bis Kap Verden : September – November 2002

Wir tauchen hier in eine faszinierende arabische Welt ein und spüren, dass unsere Reise jetzt richtig beginnt.

Der Vorschlag von Doris und Wolf, die Strecke zu den Kap Verden gemeinsam zu segeln, gibt uns ein sehr gutes Gefühl. Zusammen mit der Schweizer Yacht „Dione“ nehmen wir die Etappe nach Lanzerote in Angriff.

Daniela und Renes erklärtes Ziel ist die Karibik, um dort eine neue Existenz aufzubauen. Eine Rückkehr nach Europa ist nicht geplant.

Die ersten Tage sind ausgesprochen windarm und die Schiffe bleiben die meiste Zeit auf Sicht. Erst im zweiten Teil des Törns frischt der Wind auf.

Nach ca.5 Tagen knapp nach Mitternacht Ortszeit, bei der Anfahrt auf unseren Zielhafen Puerto de Marmoles, an der Südostküste Lanzerotes, können wir unsere Motoren nicht starten. Wir funken mit „Nomad“, aber bei ca. 25 Knoten Wind und entsprechendem Wellengang ist an Schlepphilfe am offenen Wasser nicht zu denken. Die bereits abgeschlagenen Segel müssen nochmals gesetzt werden, um aufzukreuzen und Höhe zu gewinnen. Anschließend  versuchen wir den Molenkopf der Hafeneinfahrt im Stil einer Regatta zu runden und mit einem Nahezuaufschießer möglichst weit in den Hafen zu kommen. Im ruhigeren Hafenwasser wartete „Nomad“ um eine Schleppleine überwerfen zu können. Nachdem hier einige kleinere Missgeschicke unerwähnt bleiben, liegt „Sleipnir2“ erst gegen 04.00 Ortszeit sicher vor Anker.

Als längerfristiges Ergebnis dieser Nacht bleibt für Wolfgang eine Entzündung, die ein Knie tennisballgroß anschwellen lässt. Die damit verbundene Unbeweglichkeit inklusive Spitalsbesuch drückt Wolfgangs Stimmung erheblich. Evis Arbeitseinsatz in diesen Tagen ist enorm. Sie verrichtet nicht nur die meisten Arbeiten am Schiff selbst, sondern ist beim Organisieren sämtlicher Lebensmittel hinsichtlich der bevorstehenden Atlantiküberquerung quasi auf sich allein gestellt. Zu allem Überfluss geht unser Beiboot kaputt, das fürs „Bunkern“ von Vorräten unerlässlich ist. Wolf weiß Rat für eine notdürftige Reparatur.

Eine Woche später brechen wir nach Teneriffa auf und feiern Evis Geburtstag 32 Stunden und 185 Seemeilen später in Los Christianos. Hier schließen wir auch unsere Besorgungen für den Schlag über den Atlantik ab. Wegen eines herannahenden Tiefs legen wir früher als geplant ab und nehmen Kurs Hierro. Hier im äußersten Südwesten der Kanarischen Inseln verbringen wir noch einen herrlichen Tag bei Ulli und Marlies, den Stützpunktleitern von Transocean, einer deutschen Organisation, die Seglern auf der ganzen Welt hilft. Danach nehmen wir endgültig Südkurs auf die Kap Verden und bekommen so nur Ausläufer des Tiefs zu spüren.

Wir erleben eine angenehme Woche mit gleichmäßigem, kräftigem  Passat im letzten Abschnitt der Überfahrt, außerdem wird der Menüplan auf „Sleipnir2“ immer wieder durch Erfolge an der Schleppangel ergänzt. Je näher wir dem Archipel kommen, umso häufiger wird unser Deck jetzt mit fliegenden Fischen garniert. Leider entzündet sich auf dieser Etappe durch die Entlastung des einen Knies nun auch Wolfis zweites Knie, sodass er ziemlich grantig – da bewegungseingeschränkt – ist.

Unser Ziel ist die Bucht vor Palmeira, auf der Insel Sal und wir gewöhnen uns an 30 Knoten Wind am Ankerplatz. Angesichts der schwachen Versorgungslage auf der Insel wird uns klar, wie wichtig die Hinweise waren, bereits auf den Kanaren sämtliche Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung abzuschließen. Bei der Trinkwasserversorgung am einzigen Brunnen des Ortes ist ein Hauch von Imperialismus zu spüren: Die Besatzungen der vor Anker liegenden Schiffe reihen sich nicht in die lange Schlange der Wartenden…

Schlussendlich kommt der Tag, an dem es heißt, von Doris und Wolf Abschied zu nehmen. Das fällt uns nicht leicht, nachdem wir mitsammen über zwei Monate Boot an Boot gesegelt sind. Die „Nomad“ geht Anker auf und fährt ab Richtung Brasilien. Sie wird wenige Monate später, als eine von ganz wenigen österreichischen Yachten Kap Hoorn umrunden.

Wir bekommen lieben Besuch aus Wien. Kurt und Paul, die schon bei der Überstellung von „Sleipnir2“ behilflich waren, fliegen nach Sal um uns auf der Atlantiküberquerung zu begleiten.